Stellungnahme des STEB Stadtelternbeirat Mannheim zum Scheitern der Tarifverhandlungen und dem bevorstehenden Streik

Die Tarifverhandlungen für den Sozial- und Erziehungsdienst sind in der fünften Verhandlungsrunde gescheitert. Bundesweit werden ab dem 08.05.15 unzählige Kinderbetreuungseinrichtungen wegen Streik wochenlang geschlossen bleiben. Die Auswirkungen dieser Auseinandersetzung haben weitreichende negative Auswirkungen auf die betroffenen Familien und Alleinerziehenden, die auf eine zuverlässige und verantwortungsvolle Betreuung ihrer Kinder angewiesen sind.

Seit mindestens fünf Jahren ist den Arbeitgebervertretern, den Kommunen und auch der Politik die unvermeidliche Zuspitzung des Konflikts über die Aufwertung der frühkindlichen Pädagogik bekannt. Genug Zeit also um gemeinsam konstruktive Lösungen zu finden, die leider nicht erfolgreich dafür genutzt wurde.

Auch die Mannheimer Eltern haben vollstes Verständnis für die Forderung der Erzieherinnen und Erzieher nach einer Anpassung ihrer Bezahlung, die der Aufgabe – nämlich der qualifizierten und verantwortungsvollen Betreuung unserer Kinder – gerecht wird. Die gute Qualität der Kinderbetreuung muss aufrechterhalten werden und darf nicht unter dem quantitativen Ausbau der Betreuungsplätze leiden. Dazu ist es notwendig das vorhandene Personal zu halten und zusätzliche Mitarbeiter/innen zu gewinnen. Dies gelingt nur, wenn der Beruf attraktiv gestaltet und entsprechend vergütet wird.

Der Streik trifft neben den berufstätigen Familien, Alleinerziehenden und Beschäftigten mit schlechtem Kündigungsschutz vor allen Dingen soziale Härtefälle und Migranten, die über kein belastbares Netzwerk verfügen, um die Betreuung selbst zu organisieren. Eine familienfreundliche Gesellschaft und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sehen anders aus!

Für die meisten Eltern wird das grundsätzlich begrüßenswerte Angebot der Notfallbetreuung, keine annehmbare Lösung sein: unsere Kinder sind schutzbedürftige Personen, die nicht einfach in einer fremden Umgebung, bei fremden Erziehern in einer Gruppe unbekannter Kinder abgestellt werden können. Nicht umsonst werden die üblichen Eingewöhnungen in KiTas mit viel Zeit gestaltet.

Um diese Belastung zu verringern, versuchen die Eltern in Eigenregie eine Kinderbetreuung auf die Beine zu stellen. Die hierzu dringend notwendigen Räumlichkeiten sehen wir in den, während der Streiks ungenutzten, Kindertageseinrichtungen. Die Stadt Stuttgart bietet Eltern diese Räume zur Nutzung während des Streiks an. Eine Anfrage an die Stadt Mannheim, den Eltern die Gebäude zur Verfügung zu stellen, wurde bereits gestellt und leider mit dem Verweis auf die Haftungsrisiken abgelehnt. Der STEB prüft gerade die Versicherbarkeit dieser Risiken.

Der Stadtelternbeirat der Stadt Mannheim fordert daher beide Tarifparteien auf, umgehend an den Verhandlungstisch zurückzukehren und sich der Verantwortung gegenüber unseren Kindern und uns Eltern bewusst zu werden. Aus unserer Sicht ist hier auch die Politik gefragt, um z.B. Unterstützung bei der Finanzierbarkeit der Aufwertung zu ermöglichen.

Die vom Streik betroffenen Eltern bitten wir um Verständnis für die aktuell schwierige Situation. Wenn Sie ihrem Unmut Ausdruck verleihen möchten, lassen Sie ihn nicht an den Erziehern und Erzieherinnen aus, sondern wenden sich an die Tarifparteien und den Träger der Einrichtungen. Setzen Sie ein Zeichen und fordern die Betreuungsgebühren für die Zeit der Schließung ihrer KiTa/Hort zurück.

Arbeitgeber von vom Streik betroffenen Eltern bitten wir um Verständnis, Nachsicht und Entgegenkommen gegenüber ihren Beschäftigten. Hier wären z.B. flexible homeoffice Angebote und die Möglichkeit, die Kinder mit in den Betrieb zu nehmen, eine großen Erleichterung.

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